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„Auf den Spuren jüdischen Lebens in Fürth“

Synagogengedenkstein Synagoge Jüdischer Friedhof



Jüdischer Friedhof Jüdisches Museum
„Auf den Spuren jüdischen Lebens in Fürth“ – unter diesem Motto stand die Unterrichtseinheit in einer 9. Klasse der Peter-Henlein-Realschule. Am 08.07.2014 fand eine Exkursion nach Fürth mit GPS-Stationen-Lauf (inklusive altem jüdischen Friedhof), Museumsführung und Besuch der Synagoge statt. Umrahmt wurde der Unterrichtsgang von je zwei Unterrichtsstunden Hinführung und Reflexion.
Ziel der Einheit war zum einen die beispielhafte und konkrete Veranschaulichung jüdischen Lebens und zum anderen v.a. die Veranschaulichung der „besonderen Integration“ jüdischer Fürther vor der NS-Zeit und die Erkenntnis des kulturellen Verlustes durch die Verfolgung im Dritten Reich.
Schon in der Vorbereitung der Exkursion spielte, neben einer technischen Einführung zur Handhabung der GPS-Geräte, die Definition und Unterscheidung der Begriffe Integration, Assimilation, Toleranz, Ausgrenzung und Vernichtung eine wichtige Rolle. In der Abschlussreflexion sollten die Schüler mit Hilfe von Standbildern (hierbei werden Verhältnisse durch Körperhaltung und Mimik stumm dargestellt) ihren Eindruck von der Beziehung jüdischer und nicht-jüdischer Bürger in Fürth vor 1933 darstellen. Die Diskrepanz zwischen den verschiedenen Epochen und den individuellen Schicksalen wurde eindrucksvoll in Szene gesetzt.
Einzelschicksale waren der zentrale Mittelpunkt der Spurensuche in Fürth. Der Stationen-Lauf startete an dem Synagogengedenkstein. Das Andenken an die zerstörten Synagogen und die vernichtete Kultur warfen die Frage auf: „Was wurde in Fürth in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört?“ Um diese Frage zu beantworten, folgten die Schüler verschiedenen GPS-Routen. Eine Mappe mit kurzen Informationstexten, Rätseln und Aufgaben leitete die Gruppen inhaltlich zu den verschiedenen Zielen. Eine besondere Station wurde am alten jüdischen Friedhof „errichtet“. Die Schüler erhielten einen Eindruck des Friedhofs als grüne Oase und „Haus der Ewigkeit“ und hatten die Möglichkeit, selbst Steine in Erinnerung an Menschen, die sie verloren haben, abzulegen. Weitere Stationen waren: Geburts-/ Wohnhäuser von L. Ullstein, H. Berolzheimer, J. Wassermann und H. Kissinger, soziale Einrichtungen wie das ehemalige Waisenhaus und das jüdische Krankenhaus sowie wirtschaftliche Betriebe wie Schröders Buchdruckerei oder das Warenhaus Tietz.
Die anschließende Führung im jüdischen Museum bildete die Brücke und den geschichtlichen Überblick über das jüdische Leben in Fürth von der ersten Ansiedlung bis heute. Der Besuch der Synagoge und das Gespräch mit dem heutigen Rabbiner, Herrn Geballe, rundeten den Tag chronologisch ab.
Am Ende der Unterrichtseinheit stand die Erkenntnis, dass jüdische Kultur, Wirtschaft, soziale Einrichtungen, Traditionen und vieles mehr in Fürth Heimat gefunden hatten, zerstört wurden und heute langsam wieder Einzug halten. Die evangelische Kirche, so die abschließende Erarbeitung im Unterricht, hat zur Verarbeitung und als Konsequenz nach der Schoa in der Erklärung von 1998 das Verhältnis von Christen und Juden klar definiert:
„Die Frage nach dem Verhältnis von Christen und Juden führt in die Mitte des christlichen Glaubens: der Glaube an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den wir Christen als den Vater Jesu Christi bekennen, verbindet Christen und Juden. (…) Weil Jesus von Nazaret dem jüdischen Volk zugehörte und in dessen religiösen Traditionen verwurzelt war, darum ‘sind Christen durch ihr Bekenntnis zu Jesus Christus in ein einzigartiges Verhältnis zu Juden und ihrem Glauben gebracht, das sich vom Verhältnis zu anderen Religionen unterscheidet.‘“ (http://bcj.de/pages/materialien/texte/erklaerung-der-evang.-luth.-kirche-in-bayern-zum-thema-christen-und-juden.php, 27.07.2014)
Ein herzlicher Dank gilt dem BCJ.Bayern für die finanzielle Unterstützung der Exkursion.
Studienreferendarin Bettina Kraus (Organisation und Durchführung der Unterrichtseinheit)
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